Biofabrica Pinar del Rio 1998
Ein Bericht von Melanie Willms
Blick auf die Freilandfläche der Biofabrica
Unweit der Pädagogischen Hochschule von Pinar del Rio befindet sich die Biofabrica“. Aus den Erzählungen der auf dem Kongress anwesenden Frauen aus Pinar erfahren wir, dass die Biofabrica fortschrittliche gentechnologische Forschungen vornimmt. Gespannt warten wir daher auf den Besuch.
Biofabrica (= Biofabrik) steht in großen Lettern an dem weissen Gebäude. Die Direktorin erwartet bereits die Abordnung des Kongresses Ecomujer. Von ihr persönlich und den Mitarbeiterinnen wird die Gruppe aus Deutschland durch sämtliche Gebäude und Felder der Fabrik geführt. Sichtlich spürt man hier den Stolz auf die Anlage.
Die Fabrik besteht aus drei Teilen:
– dem geschützten und zum Teil sterilen und klimatisierten Teil innerhalb des Gebäudes
– der Freilandanlage mit einer besonderen Überdachung gegen zu heftige Sonneneinstrahlung,
Wind und Schutz vor Vögeln und anderen Tieren, sowie eigener Bewässerung
– der offenen aber umzäunten Freilandanlage für die großen weit gereiften Pflanzen.
Alle Teile sind bis zum Bersten gefüllt, der Platz ist eng bemessen. Die Biofabrica hat sich der Züchtung insbesondere heimischer und nutzbringender Pflanzenarten Cubas verschrieben. Gentechnologie ist hier vielleicht eine etwas hoch gegriffene Beschreibung.
Aber mit einem minimalen Mitteleinsatz erfolgt hier traditionelle Züchtungsforschung und die Entwicklung neuer und damit durchsetzungsfähigerer Arten in herausragender Form. Die von hier entwickelten Arten werden in ganz Cuba, insbesondere aber in der Provinz erfolgreich angebaut.
Nacheinander besichtigen wir die Auswahl der Samen und Anzüchtung auf Nährböden.Wir dürfen von aussen den zahlreichen, sorgsam beschrifteten Keimlingen bei summenden Klimaanlagen beim Wachsen zusehen. Vorbei geht’s an der zentralen Wasserversorgung, die in uns verwöhnten Industriestaatlerinnen Mitleid erweckt, zu den Freilandversuchsfeldern. Hier sehen wir Hunderte neuer Bananenarten im Wachstums-Wettkampf mit den althergebrachten Arten. Und viele andere Arten einheimischer Pflanzen, deren Namen wir heute zum ersten Mal hören. Können sich die neuen Arten auch in der Praxis beweisen?
Es ist faszinierend zu beobachten mit welcher Begeisterung und mit welch‘ bescheidenen Mitteln hier vorbildliche und sichtlich erfolgreiche Züchtung erfolgt. Auch hier gibt es ein grosses Interesse am Wissensaustausch. Gerne würde man hier weitere Versuche vornehmen, doch der Platz und die Mittel erlauben es bislang nicht.
Persönlich ist mir ein ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung: Eine Teilnehmerin unserer Gruppe ist Sigrid. Sie sandte vor einigen Monaten aus der Auflösung einer ehemaligen Kindertagesstätte diverse brauchbare Produkte nach Cuba. Hier in der Biofabrica sehen wir Kittel für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fabrik wieder und wie ehemalige Ess-Schälchen zu Pflanzschalen gewandelt wurden. Als die Direktorin erfährt, dass Sigird unter uns ist, gibt es ein großes Hallo. Auch wir anderen erfahren, wie gut die gezielte Hilfe ankommt und angenommen wird.