Eindrücke aus Pinar 2000
Ein Bericht von Eva Ringel
Bauarbeiten in Pinar del Rio, März 2000
An diesem Morgen soll es eine kleine Stadtrundfahrt durch Pinar del Rio geben. Nach dem Frühstück geht es mit einem Kleinbus Richtung Stadt los. Es fahren aus der deutschen Gruppe Sigrid, Irene, Inge, Antje, Melanie und Eva mit. Begleitet werden wir von Blanca Isabel und Silvia, zwei Dozentinnen für Geographie und Umweltdidaktik der Pädagogischen Hochschule Pinar.
Eigentlich wollte eine uns begleitende Cubanerin auf dem Weg in die Stadt in einer Fabrik nur etwas für die Hochschule einkaufen, aber auf diese Weise haben wir Gelegenheit eine Fabrik kennenzulernen, die Milch weiterverarbeitet. Kurzfristig erklärt sich der Direktor bereit uns im Konferenzraum etwas über die Produktion und die Wirtschaftlichkeit der Fabrik zu erläutern. Zur Erfrischung und Demonstration bekommen wir alle ein Glas Sojamilch. Sojamilch bekommt jedes Kind ab 6 Jahren als Ersatz für Milch in Cuba täglich. Kuhmilch ist den 0 – 6 jährigen vorbehalten.
Frisch gestärkt fahren wir nun zur berühmten Zigarrenfabrik von Pinar del Rio. Hier ist alles noch echte Handarbeit, vom Vorsortieren der Tabakblätter, über das Rollen bis zum Verpacken der fertigen Zigarren. Die ArbeiterInnen fertigen ca. 250.000 Zigarren pro Jahr, das sind etwa 685 Stück pro Tag! Und trotzdem haben sie immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
Von hier aus geht es zu Fuß zu einer Bäckerei, wo wir wieder freundlich empfangen werden und neben Informationen über die Produktion auch etwas frisch gebackenes Brot, eine Art großen Keks, probieren können. Zwischendurch trifft Blanca Isabell, die im Gemeinderat von Pinar arbeitet, immer wieder auf Bekannte, die sie grüßen oder mit ihr einen kurzen Schwatz halten.
Weiter geht es zu einer Grundschule, wo die Direktorin uns die Geschichte der Schule erzählt. Anschließend dürfen wir in alle vier Klassen reinschauen. Stolz tragen aus den jeweiligen Klassen einzelne Kinder in Schuluniformen Gedichte oder Lieder von oder über Cuba vor.
Zuletzt besuchen wir eine Altentagesstätte, in der alte Menschen aus Pinar sich tagsüber aufhalten können, Spiele machen, basteln oder TV sehen können. Auch die medizinische Grundversorgung ist durch Fachpersonal wie Krankenschwestern und Ärzte gegeben.
Ich bekomme den Eindruck, dass es in diesem Land trotz materieller Armut an sozialer und medizinischer Grundversorgung nicht mangelt. Die Menschen sind alle sehr gastfreundlich, aufgeschlossen und neugierig. Sie scheinen noch Zeit für das Wesentliche zu haben: Menschlichkeit.