Kinder in Cuba 1998
Ein Bericht von Doris Winkler
Kinder in Cuba
Es war schon später Nachmittag als wir die Einrichtung ziemlich unpünktlich erreichten. Deshalb erwartete ich nur noch einen zusammengefassten Bericht über Ziel, Inhalt und Methoden der Mitarbeiterinnen. Weit gefehlt!
Etwa 10 Jungen und Mädchen betrachteten uns neugierig und brannten darauf, uns ein sehr bewegendes Programm vorzuführen. Das wir uns dabei selbst in Spanisch mit vorstellen mussten, sorgte für viel Heiterkeit. Hoffentlich habe ich die Worte in ihrer Bedeutung einigermaßen getroffen!
Im Anschluss an das Programm, die Kinder lagerten ruhig und aufmerksam in der Mitte der Diskussionsrunde, ohne Müdigkeit erkennen zu lassen, stellte uns Olga, die Leiterin der Einrichtung das Projekt noch vor.
Zweimal pro Woche kommen die Kinder nachmittags nach der Schule im Laboratorio zusammen. Sie sind alle im gleichen Alter, weisen jedoch spezifische Besonderheiten in ihrer Entwicklung auf. Uns wurden z. B. Kinder mit retardierter Persönlichkeitsentwicklung, verzögertem Längenwachstum und beeinträchtigtem Sprachvermögen vorgestellt.
Ich halte dieses Projekt mit seiner integrativen Arbeitsweise für äußerst interessant und bin der Meinung, dass es für das einzelne Kind enorme Potentiale für eine optimale Persönlichkeitsentwicklung, bezogen auf den jeweiligen Entwicklungsstand, enthält.
Nicht zuletzt auch deshalb, weil sich die Pädagoginnen des Projekts auf eine enge Zusammenarbeit mit Schule, Elternhaus und Kinderärzten stützen können. Damit spüren die Kinder auch ein ständiges Bemühen um sich. Sie erfahren wie wichtig sie für die Erwachsenen in allen Bereichen ihres sozialen Umfeldes sind.
Nur Kinder mit einem so starken Zugehörigkeitsgefühl sind in der Lage, so selbstsicher aufzutreten und sich gegenseitig ernstzunehmen, miteinander zu arbeiten und sich auszuhalten.
Wir kannten die Kinder, die uns an diesem Tag ein so vielseitiges und anspruchsvolles Programm bestehend aus umfangreichen Rezitationen, Gesang und Sprechgesang zeigten, nicht. Und die inhaltsreichen Stunden im Pedagogico reichten dazu auch nicht aus. Aber die Wirkung des inneren Gleichgewichts dieser Kinder, die Freude, an dem was sie darboten, war beeindruckend für uns.
Inzwischen habe ich über andere Cuba-Reisende Nachricht von Olga und hoffe, dass wir uns ab November Material austauschen können. So wird es möglich, die Zusammenarbeit auch über die zweijährigen Treffen hinaus zu intensivieren.