Bericht vom Umweltseminar: „Das blaues Gold – kostbares Gut oder Ware?“
Ein Kooperationsseminar von EcoMujer e.V. und RLS NRW am 14/15 September 2012 im Umweltzentrum in Düsseldorf
Wir starteten am Freitagabend mit dem Thema Rio+20. Kristine Krach berichtete zunächst über den Verlauf und die Ergebnisse des „offiziellen“ Gipfels“, der mit einer Abschlusserklärung endete, die keine Perspektiven und keine Alternativen für unseren „blauen Planeten“ enthielt. Viel spannender war ihre Präsentation über die Aktivitäten des „Gipfels der Völker“: die Demonstrationen auf der Straße und die Diskussionen in den Zelten. Kristine beteiligte sich für EcoMujer im „blauen Zelt“ mit einem Kurzvortrag zum Thema „Wasser und Frauen“ an den Diskussionen.
In unserer anschließenden Diskussion zu Rio+20 kamen wir zu dem Schluss, dass wir der Politik der herrschenden Regierungen nicht vertrauen können, sondern unsere eigenen Alternativen entwickeln müssen.
Karin Goergens und Melanie Willms zeigten in einer lebendig kommentierten Fotodokumentation den Verlauf und die Themen der „Wasserreise in Cuba“ April 2012. Alle genossen die sinnlichen und eindrucksvollen Fotos, die anwesenden EcoMujeres konnten in die Erinnerungen an die „unvergessliche“ Reise eintauchen. Eins spannende Diskussion zu Wasserthemen, aber auch zu Alltagsfragen in Cuba folgte.
Ziel des Seminars am Samstagvormittag war es regionale Alternativen und konkrete Handlungsmöglichkeiten auf zu zeigen.
Wir begannen mit dem spannenden und sehr informativen Vortrag der Wasserökologin Margot Franken, zum Thema „Dezentrales Wassermanagement zur Schliessung der Kreisläufe“. Es gab viele Fragen und viel Diskussionen, insbesondere auch zur Rechtslage in Deutschland bei der konkreten Umsetzung einer dezentralen Wasserversorgung. Genug Stoff, um das Thema noch einmal auf zu greifen.
Olivia Tawiah, eine Aktivistin von „Transition“ gab uns einen Überblick über diese globale Bewegung, die auch lokal in Düsseldorf aktiv ist ( www.tt-duesseldorf.de). „Transitions Towns“ ist eine Gruppe von Menschen, die nachhaltige Lebensperspektiven entwickeln und diese jetzt und heute leben wollen. Sie wollen altes Wissen und alte Kenntnisse und Fertigkeiten erhalten, zum Beispiel beim Gärtnern in urbanen Gärten. Sie setzen sich dafür ein, dass so viele Produkte und Dienstleistungen wie möglich lokal erzeugt und erarbeitet werden: beim Einkauf, beim Essen, beim Reisen, beim Bezug von Energie… Das macht unabhängiger vom Erdöl.
Weltweit existieren über 1000 Initiativen. (Mehr infos unter www.transition-initiativen.de u. www.solidarische-landwirtschaft.org).
Nachmittags beschäftigten wir uns mit der Wasserversorgung in Deutschland und dem Widerstand gegen die Privatisierung von Wasser.
Dr. Hans-Peter Rohns von den Düsseldorfer Stadtwerken führte ins das Thema ein mit seiner Präsentation „Trinkwasser – ein ererbtes Gut“. Er bezog sich in seinem Vortrag auf verschiedene Aspekte des Wasserthemas: virtuelles Wasser, Landwirtschaft, Trinkwasser und Privatisierung. Im Mittelpunkt der Diskussion standen Fragen zu Techniken der Wassergewinnung und Wiederaufbereitung von Wasser und die Qualitätsstandards des Trinkwassers in Düsseldorf.
Als konkrete Handlungsmöglichkeit stellten wir das Europäisches Bürgerbegehren „Wasser ist ein Menschenrecht“ vor. Rund eine Milliarde Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sauberem Wasser. Die erste Europäische Bürgerinitiative will das ändern. Mit der Kampagne „Wasser ist ein Menschenrecht“ werden bis April 2012 Unterschriften gesammelt. Ziel ist es, Druck auf die EU-Kommission auszuüben, um Wasser und sanitäre Grundversorgung als Menschenrecht zu realisieren und umzusetzen. Mehr als 1,5 Millionen EuropäerInnen haben keinen Zugang zu Wasser und sanitärer Grundversorgung. Deshalb entschlossen sich ver.di und Gewerkschaften aus 25 Ländern, die Beschäftigte des öffentlichen Dienstes organisieren, und ihr Dachverband, der Europäische Gewerkschaftsverband für den Öffentlichen Dienst (EGÖD), den Antrag „Wasser ist ein Menschenrecht“ einzureichen. Unterstützt in Deutschland wird das Bürgerbegehren von zahlreichen Initiativen und Organisationen u.a. Attac, BBU, BUND, Forum Umwelt und Entwicklung. Auch EcoMujer ist Mitunterstützerin.
Im letzten Teil unseres Seminars praktizierten wir eine Zukunftswerkstatt zum Thema „Unsere Stadt der Zukunft“. Nach vielen Stunden sitzend genossen wir es, in Bewegung zu kommen. In einem Auftaktspiel erfuhren wir zum Beispiel von einander wie viel Wasser wir täglich trinken und mit wie vielen Handys jede von uns schon den „Elektronik-Müllberg“ vergrößert hat. Im Plenum konnte jede von uns ihre Wünsche an eine Stadt in 20 Jahren aufschreiben. Unsere Wünsche wurden für alle sichtbar gemacht und wir ordneten sie verschiedenen Themenbereichen zu: Wasser, Rhein, Energie, Wohnen, Kultur, Verkehr….. Auffällig war, dass Themen aus den Bereichen Natur, Kommunikation und Versorgung viel stärker benannt wurden als ökonomische Fragen. Lag es daran, dass nur Frauen teilnahmen an der Zukunftswerkstatt?? In Arbeitsgruppen visualisierten wir zu 5 Schwerpunktthemen in großen Bildern unsere Träume und Vorstellungen von unserer Stadt der Zukunft.
In der Abschlussrunde gab es von allen Teilnehmerinnen viel positive Resonanz zum Seminar. Alle konnten Impulse und Ideen mitnehmen.
Ein gutes Ergebnis für die Gruppe EcoMujer war, dass wir neue Themenbereiche für unsere weitere Arbeit finden konnten und neue regionale Kontakte knüpfen konnten.
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