Kolumbien: Infos und Spendenaktion für vom Kohlebergbau betroffene Gemeinden
Ein Bericht von Magret Busley von Anfang April, eine Freundin von EcoMujer. Auch wenn er schon etwas älter ist, will ich ihn Euch nicht vorenthalten und die Situatuion in Columbien ist mit Corona eher schlimmer geworden als besser. (kristine)
Liebe ecomujeres,
Andere Aktionen wie die geplanten landesweiten Proteste für die Umsetzung des Friedensabkommens und gegen die geplanten Reformen mit weiteren Privatisierungen und Kürzungen zulasten der Bevölkerung sind nicht mehr möglich. Aufgedeckte Skandale wie der breite Stimmenkauf bei den letzten Präsidentschaftswahlen durch den früheren Präsidenten Uribe (https://amerika21.de/2020/03/238265/kolumbien-uribe-korruption-wahlen) oder seine wahrscheinliche Verwicklung in Drogengeschäfte (https://amerika21.de/2020/02/237377/uribe-und-sinaloa-kartell)
oder das Entdecken einer Drogenküche im Landhaus des kolumbianischen Botschafters in Uruguay (https://www.elpais.com.uy/informacion/politica/encontraron-laboratorio-drogas-casa-familiar-embajador-colombia-uruguay.html) gehen bei der auf Corona konzentrieten Berichterstattung weitgehend unter.
Liebe Freund*innen,
die Gemeinden in der Guajira rund um den Kohlebergbau von Cerrejón sind seit Jahren schwer von den Auswirkungen des Bergbaus betroffen. Die Kohle kommt nicht zuletzt nach Deutschland. Luftverschmutzung, Atemwegserkrankungen, Wassermangel, das Austrocknen oder Umleiten von Flüssen in einer ohnehin wasserarmen Gegend – all das ist für die oft abgelegen lebenden afrokolumbianischen und Wayuu-Gemeinden schon in
normalen Zeiten schwer zu meistern. Doch mit den Ausgangssperren der Regierung – jede Person darf sich gemäss Endziffer des Personalausweises nur an bestimmten Tagen bewegen – verschärft sich die Situation. Der Verkauf von eigenen Produkten, der Einkauf in entfernten Orten ist zusätzlich erschwert.
Um in einigen Gemeinde kurzfristig mit dem Nötigsten zu helfen, hat eine Gruppe von Menschen und Organisationen aus England, Irland der Schweiz und Deutschland crowdfunding-Aktionen in verschiedenen Ländern gestartet, so dass einige Gemeindeführer Güter in die Gemeinden verteilen können.
Hier der Aufruf zur Spendenkampagne:
https://www.gofundme.com/f/nothilfe-fur-wayuus-und-afros-in-der-guajira
Die Angaben sind in Schweizer Franken – der ist fast gleich wie der Euro
(10 CHF ca. 9,50 Euro)
Wir würden uns über rege Beteiligung freuen und natürlich auch darüber, wenn Ihr den Aufruf weitergebt und Freund*innen und Bekannte zum Mitmachen einladet.
Eine ausführlichere Beschreibung der Situation in der Guajira findet Ihr auch im Artikel von Stephan Suhner unter:
https://www.askonline.ch/themen/die-auswirkungen-der-corona-krise-auf-eine-verletzliche-region-wie-die-guajira
Sie wollen regelmässig Ihre Hände waschen, aber Sie haben keinen Zugang zu Wasser? Wayuu- und afrokolumbianische Gemeinschaften in der Guajira haben täglich dieses Problem und brauchen dringend unsere Hilfe!
Die Gemeinschaften die in der Nähe der Tagebau-Kohlemine El Cerrejón leben haben nur prekären Zugang zu Wasser, selbst Trinkwasser ist knapp. Die Mine hat viele Dorfgemeinschaften vertrieben und sie ihrer Wasserquellen beraubt. Manchmal liefern die Bürgermeister oder Cerrejón Wasser in Tankwagen, Tausende Familien müssen aber immer wieder Trinkwasser teuer einkaufen. Die Mehrheit der Anwohner der Mine lebt unter der Armutslinie, hat nur prekäre Einkommen und ist darauf angewiesen, täglich als Tagelöhner oder in informellen Geschäften das Brot zu verdienen. Die aufgrund der Covid 19 Ausbreitung durch die Regierung verhängte Ausgangssperre wird so für die Leute schnell zu einer existentiellen Notlage, zumal Hamsterkäufe zu explodierenden Preisen führten. Viele können es sich nicht leisten, aus ihren abgelegenen Dörfern genau dann in die Stadt zu fahren, wenn ihre Personalausweisnummer es ihnen gestatten würde, so wie die staatlichen Regelungen es vorsehen.
Als Netzwerk von Aktivisten und NGOs aus Europa und den USA haben wir beschlossen, aktiv zu werden und unsere Freunde in der Guajira, mit denen wir oft schon seit vielen Jahren zusammenzuarbeiten, zu unterstützen. Wir sammeln deshalb Geld, um direkte Nothilfe zu leisten, das heisst den Bedürftigsten Wasser, Lebensmittel und Hygieneprodukte zur Verfügung zu stellen.
Vor Ort steht ein Team von fünf erfahrenen, anerkannten Führungspersonen bereit, um die Hilfe bedarfsgerecht zu verteilen. Jede der fünf Führungspersonen deckt einen Sektor mit mehreren Gemeinschaften ab und erstellt Listen aller Familien und was die Bedürfnisse sind. So können wir die Hilfe priorisieren.
In einem zweiten Schritt möchten wir den Gemeinschaften ermöglichen, selber Desinfektionsgels oder Atemmasken zu produzieren, in dem wir die Lieferung von reinem Alkohol, Glycerin und weitere Zutaten ermöglichen oder von medizinischem Stoff und Nähmaschinen.
Mit 25 Euros können wir Wasser und Nahrungsmittel für eine Familie für eine Woche kaufen. Mit 6 Euro kann ein Liter Desinfektionsgel hergestellt werden.
Die Einnahmen werden zu 100% den Führungspersonen in der Guajira zur Verfügung gestellt, die sich ehrenamtlich um die Ermittlung des Bedarfs, Einkauf und Verteilung kümmern, so dass alle anderen in den Dörfern bleiben und sich so nicht dem Ansteckungsrisiko aussetzen müssen.
Normalerweise unterstützen wir die Gemeinden durch Informationsarbeit, doch in Anbetracht der schwierigen Situation wollen wir für begrenzte Zeit diese andere Art der Unterstützung leisten.